28November
2013

Von der Freiheit schlechte Laune zu haben

Die Freiheit einfach mal herum zu zicken, die Freiheit einfach mal super faul zu sein, die Freiheit einfach mal nur an sich zu denken, die Freiheit Dinge zu vergessen, die Freiheit Türen zu zuknallen und einfach mal herumzuschreien, die Freiheit einfach mal nein zu sagen.

Ein Auslandsjahr ist allgemein bekannt mehr als nur etwas anderes von der Welt zu sehen, neue Sprachen und neue Kulturen kennenzulernen. Ein Auslandsjahr ist sich selbst besser kennenzulernen, eigene Grenzen zu erkennen, zu überschreiten, selbstverständliche Dinge schätzen zu lernen und zu vermissen. Es geht darum neue Dinge lieben zu lernen, aber auch die alten noch mehr zu lieben.

Ich hatte schon mein ganzes Leben lang Fernweh, habe von fremden Ländern geträumt und nie wirklich an einem Ort gehangen. Wären meine Familie und ich umgezogen, wäre das ein neues Abenteuer gewesen und ich hätte kein Problem damit gehabt das Haus zu verlassen.

Jetzt wo ich schon fast 80 Tage in einem anderen Land verbracht habe, was die längste Zeit ist die ich je von zuhause weg war, merke ich, dass ich noch mehr vermisse als meine Familie, meine Tiere und meine Freunde. Und ich weiß es wirklich zu schätzen, einen Ort zuhaben, den ich kenne, an den ich immer wieder zurückkehren kann, an dem ich immer wieder willkommen bin. Einen Ort zu haben der mein zuhause ist, auch wenn ich nicht dort bin.

Aber was mir hier wohl an meisten fehlt ist wohl wirklich die Freiheit die ich hier nicht habe. An sich ähnelt diese Familie meiner sehr. Und ich bin hier theoretisch frei wie ein Vogel. Ich kann ausgehen wann und wie lange ich will, solange ich da bin wenn sie mich brauchen. Ich kann mir einen Tag freinehmen, wenn ich über das Wochenende eine längere Tour machen will. Ich kann sogar spontan eine Freundin mit nach hause nehmen, wenn sie nach dem feiern bei mir schlafen will, solange ich meiner Gastmutter eine SMS schreibe. Ich kann mein eigenes Essen kochen wenn ich will und wenn ich etwas brauche, muss ich es nur sagen.

Mir fehlt es an nichts, außer an der Freiheit schlechte Laune zu haben. Das ist die Freiheit die man nur in seiner eigenen Familie hat. Es ist das Wissen, dass keiner einem einen schlechten Tag übel nimmt. Es ist das Vertrauen zu den Menschen die man liebt, dass sie einem verzeihen werden. Es ist die Sicherheit, dass sich jemand anders kümmern wird ohne es dir übel zu nehmen. Weil sie wissen das du ihnen einen schlechten Tag auch nicht übel nimmst. Weil sie das Vertrauen zu dir haben, dass du ihnen auch verzeihen wirst. Weil sie die Sicherheit haben, dass du dich an einem anderen Tag kümmern wirst. Es ist die Freiheit sich nicht immer von seiner besten Seite zeigen zu müssen.

Hier aber bin ich ein Vorbild. Hier wird von mir jeden Tag etwas erwartet. Hier muss ich diese Erwartungen jeden Tag erfüllen und das möchte ich auch. Denn hier gehöre ich trotz aller liebe und trotz jeder Freiheit nicht zur Familie.

Denkt mal drüber nach, schlechte Laune kann, auch wenn man es vielleicht nicht unbedingt glaubt, ein ziemlich großer Luxus sein. Schätzt ihn.😉