14Dezember
2013

Das Ungewisse

Es ist schon komisch wie manche Veränderungen plötzlich kommen, unerwartet, so, dass sie einen völlig aus der Bahn werfen. Andere kommen langsam, schleichend und man bemerkt sie oft gar nicht, bevor sie ganz verändert sind.

Ich muss gestehen, ich habe gelogen. Was ich in einem der ersten Blogeinträge geschrieben habe stimmt nicht. Ich bin nervös, ich bin aufgeregt, aber vor allem bin ich gespannt und voller Vorfreude. War ich nicht. Nervös war ich, aufgeregt auch, vielleicht war ich auch gespannt, aber voller Vorfreude war ich nicht. Ich glaube das habe ich damals (oh, fühlt sich an, als wäre es Jahre her) geschrieben, um mir selber Mut zu machen und ich wollte mir definitiv einreden, dass ich voller Vorfreude war. Tatsache war aber, dass ich Angst hatte. Und ich habe, als mir aufging, dass ich nicht nur in den Urlaub fliege, ernsthaft überlegt warum ich das überhaupt tue. Ich habe mir überlegt was wäre, wenn ich nicht fliegen würde. Wenn ich meiner Gastfamilie absagen würde. Aber da war ich schon viel zu weit rein gerutscht, da konnte ich nicht mehr absagen. Und ich hätte auch niemandem erklären können warum.

Und das wollte ich ja auch gar nicht, denn ich wusste ja, dass ich das durchziehen wollte. Ich wusste ja, dass ich ein Jahr im Ausland verbringen wollte. Ich wusste ja, dass das eine riesige Erfahrung für mich sein wird.

Eigentlich weiß ich gar nicht wirklich wovor ich Angst hatte, denn ich hatte keine Angst, dass die Familie nicht nett sein könnte oder das ich mit den Kindern nicht klar kommen würde. An so was hab ich gar nicht gedacht. Ich hab an die Sprache gedacht, aber ich weiß nicht ob das meine eigentliche Angst war. Ich glaube es war einfach die Angst davor etwas völlig neues anzufangen, alleine. Und meine Familie und Freunde nicht bei mir zu haben.

Die Sache mit der Sprache hatte sich außerdem geklärt, als Papa sagte: Lea, mach dir keine Sorgen. Eigentlich brauchst du ja nur ein Wort auf Englisch zu können: Dings.

Ich bin froh meine Angst vor dem Ungewissen überwältigt zu haben, auf jeden Fall für dieses Mal. Denn ich bin mir sicher, dass ich noch öfter Angst vor dem Ungewissen haben werde. Aber ich bin mir genauso sicher, dass ich mich immer wieder in dieses Ungewisse stürzen werde. Denn genau das ist es doch, was es so interessant macht. Und bevor ich nicht, mit gutem Grund, erklären kann, warum oder wovor ich Angst habe werde ich auch nichts aufgeben oder einfach lassen. Denn was auch immer diese Angst sein mag, sie verschwindet wenn man ankommt. Ganz plötzlich. Und auch wenn ich mich hier nicht gleich von Anfang an hundert Prozent wohl gefühlt habe, so kam auch diese Veränderung, schleichend, und am Ende hat sie mich trotzdem überrumpelt.