Berichte von 01/2014

28Januar
2014

Das deutsche Luxusleben

Deutschland. Die Sonne scheint angenehm warm und ich stehe am Bahnhof und warte auf den Zug, eigentlich wollte ich den Bus nehmen, aber der wäre nur zu unmöglichen Zeiten gefahren. Eine Stunde warten? Pfff, da gebe ich lieber 2-3 Euro mehr aus und bin früher zuhause. Aber der Zug kommt nicht. Ich schaue auf die Uhr. 5 Minuten Verspätung. Ein Stück von mir entfernt höre ich jemanden Fluchen, er will sich beschweren, was das denn soll...immer das gleiche...immer zu spät.

Wir Deutschen sind verdammt nochmal verwöhnt, nur leider merken wir das selber leider nicht. Bei uns fahren fast von jeder etwas größeren Stadt Züge. Sowieso kommen wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fast überall hin. Wenn man mit dem Zug nicht weiter kommt, nimmt man halt nen Bus und zu Not ein Taxi.

Wir denken gar nicht daran das es auch anders sein könnte, das Züge auch nur zu den Hauptstädten fahren könnten oder die Stadtbusse einfach mal nicht kommen könnten, wenn es dann überhaupt welche geben sollte, denn die meisten Busse in Irland sind Fernbusse, Stadtbusse sind eher selten. Aber statt unsere Transportmöglichkeiten zu schätzen sehen wir sie als selbstverständlich und beschweren uns über jede Verspätung.

Auch das heiße Wasser kommt bei uns einfach so aus der Leitung. Da müssen wir nicht eine Stunde vorher dran denken es anzumachen oder wenn im Winter sowieso geheizt wird daran denken, dass das heiße Wasser schnell verbraucht ist und eben nicht alle am gleichen Tag duschen können, weil es für die letzten sonst nicht mehr reicht.

Wir beschweren uns über schlechte Tierhaltung, und kaufen trotzdem weiterhin das billige Fleisch. Und anstatt froh zu sein, das wir so viel Auswahl an Tee und Wurst und so viel anderem haben, beschweren wir uns über darüber nicht zu wissen was wir nehmen sollen.

Da viele Lebensmittel, wie Fleisch und Käse, die es in Irland zu kaufen gibt, fast ausschließlich aus Irland und Groß Britannien kommen gibt es bei weitem nicht so viel Auswahl. Hier isst man hauptsächlich einen Käse, Cheddar. Natürlich gibt es auch noch anderen, aber auch nicht überall und wenn sieht man ihn zwischen dem ganzen Cheddar kaum. Was der Ire nicht kennt, das isst er nicht. Und sie achten wirklich darauf das viele ihrer Lebensmittel auch wirklich aus der Region kommen.

Wir beschweren uns darüber das unsere Straßen und Fahrradwege so kaputt sind, aber vergessen, dass wir auch viele gute und große Straßen haben. Und können uns nicht darüber freuen, das wir überhaupt fast überall Fahrradwege haben, wo sie in anderen Ländern keine haben und stattdessen mit den Fahrrädern auf den kaputten Straßen fahren müssen.

Hier mal zum Vergleich: (Die Grünen Streifen sind die Fahrradwege)

Fahrradwege Norddeutschland Fahrradwege im Südwesten Irlands

Wir Deutschen wissen gar nicht wie gut wir es eigentlich haben. Und damit meine ich nicht, dass die Iren es schlecht haben, denn sie vermissen diese Dinge ja auch gar nicht, die wir als selbstverständlich sehen. Vielleicht haben sie es sogar besser, weil sie sich nicht über all diese Dinge beschweren müssen. Man braucht vielleicht gar nicht mehr als eine Sorte von Tee und Wurst. Nicht mehr als einen Käse. Man muss auch nicht jeden Tag heiß duschen. Und heißes Wasser zum spülen bekommt man ja schließlich auch aus dem Wasserkocher. Wir deutschen leben tatsächlich in einem ziemlichen Luxus ohne es zu merken. Weil wir es nicht anders kennen.

20Januar
2014

Die Sprache, das Sprechen und ich

Als ich hier her kam, habe ich kaum ein Wort gesprochen. Ich habe Ja gesagt, Nein und Danke. Und das war nicht etwa weil ich nur Ja, Nein und Danke sagen konnte. Mein Englisch war eigentlich nicht besonders schlecht, nur habe ich nie wirklich viel Englisch gesprochen, einfach weil ich es meist nur in der Schule gesprochen habe und dann auch nur ungern. Ich hab mich mit der englischen Sprache irgendwie nicht so richtig anfreunden können. Wir zwei standen zwar nicht auf Kriegsfuß, aber so richtig leiden konnten wir uns auch nicht.

Das mag ein Grund gewesen sein, warum ich nur Ja, Nein und Danke gesagt habe.

Das mag auch ein Grund gewesen sein, weshalb ich in ein englischsprachiges Land wollte. Weil ich hier gezwungen wurde Englisch zu sprechen. Anders geht’s hier nun mal nicht.😀

Und es hat mit tatsächlich geholfen. Mein Englisch ist zwar nicht besser geworden, aber wir gehen jetzt auf jeden Fall lockerer miteinander um. Und das ist eigentlich die Hauptsache, denn wenn man sich mit einer Sprache erst mal gut versteht, kommt der Rest, mit ein bisschen Zeit, sowieso von allein.

Hier ist es auch klar, das mein Englisch schlechter ist, als das der Leute in meiner Umgebung. Es ist schließlich deren Muttersprache. Anfangs war ich deshalb auch noch etwas eingeschüchtert, aber das hat sich durch die lockere Art meiner Gasteltern auch schnell geändert. Wenn sie mich nicht ganz verstanden haben, haben sie nachgefragt, wenn ich die richtigen Worte nicht gefunden habe, haben sie mir suchen geholfen, und wenn ich einschneidende Fehler gemacht habe, haben sie mich berichtigt.

Hier habe ich eigentlich erst gemerkt wie gut mein Englisch ist und das mir hauptsächlich die praktische Übung gefehlt hat.

Und wenn es mir trotzdem manchmal schwer viel, weil die Iren die Sprache nun mal doch besser beherrschen, habe ich mir eins immer wieder vor die Nase gehalten. Sie sprechen eine Sprache, vielleicht zwei, wenn sie auch noch Irisch sprechen, aber oftmals reicht ihnen das, denn sie können sich damit ja überall verständigen. Ich aber, kann mich in drei Sprachen gut verständigen und Englisch ist nun mal die, die ich als letztes gelernt habe. Wer ist hier also eigentlich “überlegen“? đŸ˜€

16Januar
2014

Die Regel des Hauses

Keine Jungs. Mädchen sind immer willkommen. Zu Besuch und auch zum spontan übernachten. Jungs nicht. Gar nicht. Da sind die Meinungen von meinen Gasteltern doch etwas eingerostet. Was hier aber keines Falls selten ist.

Doch dachte ich bisher, das diese Regel nur für meine One-Night-Stand’s gelten würde, die ich wenn ich welche hätte, sowieso nicht mitbringen würde. Das sie für meine männlichen Freunde, aber genauso gilt hätte ich nicht gedacht. Das wurde mir erst klar als ich gefragt habe, ob meine beste Freundin und ihr Freund zu Besuch kommen könnten. Sie ist herzlich willkommen. Er nicht. Keine Jungs, bis die Kinder alt genug sind um das alles zu verstehen.

Da frag ich mich aber doch. Was denn verstehen? Das Mädchen und Jungs auch befreundet sein können? Ja gut, da gehen die Meinungen weit auseinander, aber ich bin doch der Meinung das es geht, wo ich doch auch ein paar männliche Freunde habe.

Ich glaube nicht das es der richtige Weg ist, einfach alles was mit der Beziehung zwischen Mädchen und Jungs zu tun hat von den Kindern fern zu halten, aber gut, es ist nicht mein Haus und es sind nicht meine Kinder die von nichts eine Ahnung haben, bis sie alt genug sind um zu verstehen, dass es nicht der Storch ist der die Kinder bringt. Wie entscheidet man denn, wann die Kinder alt genug sind?

Ich weiß nicht wirklich ob ich meine Gasteltern in der Beziehung verstehe. Aber natürlich akzeptiere ich es. Ich will mich auch keines Falls in die Regeln ihrer Erziehung einmischen. Denn dazu habe ich nicht das Recht. Und bis auf ein/zwei Meinungsverschiedenheiten finde ich das sie ihre Sache großartig machen. Wenn ich das überhaupt beurteilen kann.

Trotzdem glaube ich, dass ein Thema nie totgeschwiegen werden sollte. Wenn die Kinder fragen, bekommen die Antworten. Da geht es wohl eher um die richtige Art die Antwort zu formulieren.

Nun gut, ich habe mit 9 auch schon lange nicht mehr an den Weihnachtsmann geglaubt.

 

14Januar
2014

Eingelebt

Also meine Zweifel bestanden hauptsächlich aus Heimweh. Wahrscheinlich weil ich nicht weiß, wann ich meine lieben wiedersehen werde, letztes Jahr wusste ich ja, dass ich Weihnachten wieder zuhause sein würde. Jetzt weiß ich noch nicht mal wann ich wieder nach hause komme. 😀

Trotzdem, mein Heimweh ist schnell verflogen, als ich einmal darüber geschrieben habe, wahrscheinlich musste ich meine ganzen Zweifel einfach einmal los werden. Und dann habe ich ja auch letztes Wochenende meine lieben Freunde von hier wiedergesehen. 😉

Wir waren wieder am Strand von Ballybunion, diesmal im hellen 😀 Und wiedermal haben wir gemerkt, dass es richtig war hierher zu kommen, Irland ist einfach ein wunderschönes Land!

Abgerundet haben wir den Tag mit Pizza und einem wunderbaren Abend im Pub. Dieser Sänger der dort Samstag spielt, ist wirklich verdammt gut. Ich denke ich bin nächsten Samstag wieder dort! 😀

Eigentlich ist die Zeit nach Weihnachten wohl die beste, denn es ist ja eigentlich gar nicht so schlecht seine Umgebung schon zu kennen. Jetzt wo wir uns eingelebt haben, können wir die Zeit hier eigentlich erst so richtig genießen, schließlich wissen wir jetzt wo es gute Pizza gibt und die nettesten Barkeeper 😛

08Januar
2014

Gedanken und gute Vorsätze

 

Das ist ja immer so eine Sache mit den guten Vorsätzen, irgendwas hat man ja eigentlich immer, irgendwas, dass man im neuen Jahr besser machen will, aber wer hält sich schon an seine guten Vorsätze? Eigentlich niemand oder?

Ich zweifle seit ich wieder hier bin irgendwie dran, ob es das richtige für mich ist. AuPair sein. Vielleicht ist es einfach ein bisschen Heimweh. Diese zwei Wochen in denen ich zuhause war sind wirklich wahnsinnig schnell vergangen und hier hat einfach nichts neues auf mich gewartet, nichts weswegen ich aufgeregt sein könnte, keine Spannung mehr... vielleicht ist es das was mich momentan stört. Ich weiß es nicht, aber ich versuche es herauszufinden...

Ich wurde in Deutschland von einem Freund gefragt, ob AuPair sein denn das richtige für mich ist, denn ich hätte meinen Auslandsaufenthalt ja auch ganz anders gestalten können. Und als ich noch eine Familie gesucht habe, wurde mir gesagt, dass man ganz sicher sein müsse, das es das ist was man will. Ich glaube ich habe mir damals eingeredet, dass ich ganz sicher sei und vielleicht war ich das auch. Ich wollte einfach unbedingt ins Ausland, nach Irland.

Leider hatte ich damals zu viel Angst etwas völlig neues auszuprobieren, ich wollte Sicherheit. Work&Travel war mir damals zu unsicher, obwohl ich jetzt glaube, das es vielleicht für mich die bessere Entscheidung gewesen wäre.

Ich habe ja eigentlich nichts zu meckern, viel mehr Glück als ich, kann man ja eigentlich gar nicht haben. Ich habe eine der wohl besten Gastfamilien, die man haben kann und die Gegend hier ist wunderschön. Aber ich hätte eigentlich wissen müssen, das ich nicht der Typ bin der in einem Auslandsjahr an einer Stelle bleiben möchte. Ich die doch immer schon vom nächsten Reiseziel geträumt hat, sobald ich irgendwo angekommen bin. Man sollte sich wirklich immer das trauen was man am liebsten tun will und jetzt wo ich den Schritt ins fremde Land schon gewagt hab, weiß ich, dass ich auch viel mehr gepackt hätte, hätte ich es nur versucht.

Das ich mich fürs AuPair sein entschieden habe, war keine falsche Entscheidung und ich würde es immer noch weiterempfehlen, aber es war für mich vielleicht nicht die beste.

Ich will gar nicht mal jammern oder sagen ich sei unglücklich, denn das bin ich nicht. Und ich denke ich kann selber noch ganz viel dazu beitragen, das dies doch noch die beste Entscheidung für mich war. Vielleicht habe ich die ersten Monate die ich hier war, nur nicht richtig ausgenutzt.

Deshalb will ich es dieses Jahr tun. Ich will mehr von diesem wunderbaren Land sehen. Ich will mehr Abende im Pub verbringen, nicht um mehr zu trinken, aber um diese wunderbare Atmosphäre und die Musik zu genießen. Und ich will aufhören zu faul oder zu feige zu sein Dinge zu tun, die ich eigentlich wirklich will. Ich hoffe das ich diese Vorsätze auch wirklich halte, denn sonst bin ich selber Schuld, wenn dies nicht ein wunderbares Jahr wird und die beste Entscheidung die ich für mich hätte treffen können.

 

04Januar
2014

Verspätungen, Streichungen und andere Abenteuer

Das Jahr fängt ja gut an, also wenn ich nicht der größte Glückspilz der Welt bin, dann weiß ich auch nicht. Aber bevor ich euch von mir und meinem kleinen Abenteuer erzähle, möchte ich euch allen erst mal ein wundervolles neues Jahr wünschen! Ich hoffe ihr seit alle gut rein gerutscht 😉

Mein Blog hat es, am letzten Tag des Jahres, doch wirklich noch geschafft die 3000 Besucher Grenze zu durchbrechen. Danke an euch alle! Ich freue mich, dass euch immer noch gefällt ihn zu lesen und verspreche euch auch dieses Jahr fleißig zu schreiben. 😀

Als ich mich gestern, am Flughafen, von meinen Eltern verabschiedet habe, war ich doch etwas wehmütig obwohl ich mich gleichzeitig schon wieder auf Irland gefreut habe. Aber hier anzukommen und zu wissen das meine lieben Freunde erst am Sonntag kommen würden, das war dann doch auch irgendwie eine blöde Vorstellung. Konnte ja noch nicht wissen wie Spannend der Abend noch werden würde...

Ich saß im Flugzeug und wippte ungeduldig auf meinen Sitz umher. Fast eine Stunde Verspätung und ich musste doch den nächsten Flug bekommen! Das Problem: Da ich einzeln gebucht hatte, würde man mir den Flug wahrscheinlich nicht ersetzten wenn ich ihn verpassen würde. Also. Gelandet. Sachen geschnappt. Raus. Das ging gut, saß aber auch in der ersten Reihe 😛

Leider konnte ich aber nicht auf Lucie warten, ein AuPair aus Dublin, die ich schon auf dem Flug nach Deutschland kennengelernt hatte. Sie saß diesmal leider nicht neben mir!

Als ich also heiß gelaufen am Check in ankam, war niemand da. Kein Mensch wartete an die Reihe zukommen und kaum ein Schalter war besetzt. Ich war aber noch grade in der Zeit, also ging ich zum einzigen Schalter der besetzt war um mir anzuhören, dass mein Flug nach Kerry gestrichen wurde. Na toll.

Ich stellte mich also an der Schlange vorm Kundenservice an und telefonierte hin und her mit meinen Gasteltern, die schon im Internet gesehen hatten, dass es an dem Abend keinen Flug mehr geben würde. Von meinem Gastvater erfuhr ich dann, dass stattdessen ein Bus fahren würde. Den hatte ich aber verpasst als ich endlich mit jemandem von Flughafenpersonal sprechen konnte.

Ich zerbrach mir also den Kopf wo ich heute Nacht schlafen sollte, von Lucie hatte ich keine Kontaktdaten und von dem einzigen Iren, den ich in Dublin kenne leider auch nicht. Ich bereitete mich also innerlich schon darauf vor im Flughafen zu schlafen und musste immer wieder an den Film Terminal denken. Als ich in Gedanken schon einen Job im Flughafen hatte und mich in einem nicht gebrauchten Teil desselben häuslich eingerichtet hatte, drückte mir der Mann vom Personal mein Ticket für dem nächsten Tag in die Hand und erklärte mir den Weg zu Shuttle, das mich zu meinem Hotel bringen sollte.

Keine Ahnung was mich dort erwarten würde machte ich mich also auf den Weg und kam schließlich in einem schönen Dreibettzimmer für mich alleine an, mit schickem Bad und deutschem Fernsehprogramm. Anstatt im Terminal, war ich also in Pretty Woman gelandet mit dem Unterschied, dass mich kein reicher Mann dafür bezahlte ihm Gesellschaft zu leisten.

Da Dinner und Frühstück inklusive war, fand ich mich bald im Hotelrestaurant wieder, vor mir die Karte eines Menüs. Kurz darauf brachte man mir die Vorspeise. Ein leckerer grüner Salat mit Dressing des Hauses, Parmesan überstreut. Der zweite Gang war ein Lachssteak mit Gemüse und Kartoffelpüree. Und zum Schluss bekam ich noch einen himmlischen Apfelkuchen. Das alles war unglaublich lecker und müsste der Fluggesellschaft schon alleine um die 30 Euro gekostet haben.

Weil ich müde war und viel zu weit außerhalb um noch in die Stadt zu gehen, machte ich es mir in meinem Zimmer gemütlich mit Star Wars und Sherlock Holmes. Um dann heute morgen früh aufzustehen und ein Full Irish Breakfast auf kosten des Flugunternehmens zu genießen, bevor ich mich wieder auf dem Weg gemacht habe.

18 Stunden später als eigentlich geplant kam ich dann aber doch noch in Tralee an und wurde von meiner Gastfamilie herzlich begrüßt. Wenn der Rest des Jahres genauso spannend wird habe ich damit kein Problem! 😀